Thurn und Taxis (1937-1940)
1937 kam es zum Verkauf des Schlosses durch die Erbengemeinschaft der Helene von Stumm an den Fürsten von Thurn und Taxis.1 Aus diesem Jahr stammt dieser Kommentar in einer Zeitung:
„So spürt man unter dem alten Uhrenturme, der im Inneren das Gefängnis barg, den Atem mittelalterlicher Zeit, und wir wären kaum überrascht, wenn aus dem Tore ein geharnischter2 Ritter hervorträte. Aber Zugbrücke und Burggraben sind längst verschwunden! Dafür blicken wir auf der anderen Seite zu den im roten Sandstein leuchtenden hohen Renaissancegiebeln und Fenstersimsen empor, zu Erkern und Terrassen, die ein schönes Schloß präsentieren, aber den Eindruck der mittelalterlichen Burg verwischen.“3
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Postkarte von Aero-Bild-Verlag (1939): „Rammelsburg i. Harz. Orig.-Fliegeraufnahme“, Leipzig
So magisch wie es hier beschrieben wurde, scheint es jedoch in Wirklichkeit nicht gewesen zu sein, denn bereits 1941 wird das Schloss von Thurn und Taxis an die Deutsche Reichsregierung abgetreten. Warum es in den Besitz des Deutschen Reichs kam, bleibt unklar. Die Spekulationen reichen von einer Schenkung4 bis zum Verkauf.5 Der Verein der Kriegsopferversorgung formulierte es 1941 so:
„die Fürstliche Thurn- und Taxis’sche Kammer, die das Schloss […] jetzt an die NS-Kriegsopferversorgung abtrat.“6.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Thurn und Taxis durch die Bodenreform vom 3. September 1945 enteignet und das Schloss Rammelburg am 31. Oktober 1945 konfisziert.7
Laut einem Zeitungsartikel im Handelsblatt vom 14.02.1990 gab der Fürst von Thurn und Taxis jedoch bekannt, dass er im Osten Deutschlands ca. 1500 fürstliche Landsitze besessen hatte, auf die er wieder Anspruch erhebt.8 Das Gericht musste daraufhin prüfen, ob Schloss Rammelburg 1941 freiwillig oder unter politischem Druck an die Reichsregierung verkauft wurde und ob ein Lastenausgleich stattgefunden hat. 1997 wurde der Rücknahmeantrag vom Fürsten von Thurn und Taxis jedoch gerichtlich abgewiesen.9