Überblick Besitzer | Adel (bis 1940) | Einrichtungen (1941-95) | Privatbesitz (seit 2000) |
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Heimburgs Gräber
Heimburgs Gräber
Im Jahr 1923 verstarb Kurt von Heimburg und wurde bei seinem Bruder in Hannover beigesetzt.1 Das Grab von Kurt von Heimburg wurde später durch seine Familie von Hannover nach Hayda verlegt, einem Ortsteil von Wippra, in dem Kurts Jagdhütte stand.2 Seine Ex-Frau Helene von Heimburg behielt die Rammelburg bis zu ihrem Tod 1933.3 Helene wurde auf eigenen Wunsch neben ihrem Ex-Mann beigesetzt. 1935 folgte das Grab des Sohnes Hans-Georg, der im Berliner Wannsee ertrank.4 Zudem wurde die Französischlehrerin der Kinder und oberste Haushälterin der von Heimburgs 1937 dort beigesetzt (laut Grabstein: „Beschließerin Anna Bühler“). Die vier Gräber werden noch heute auf dem eigens angelegten kleinen Waldfriedhof in Hayda von einer Wipprarer Bürgerin gepflegt.
Schlossgarten
Schlossgarten
Vor dem Schloss wurde unter den Schlossherren von Heimburg im Ort Rammelburg ein Schlossgarten mit Gewächshäusern, Gemüsegärten und Frühbeet-Anlagen angelegt. Dieser Schlossgarten ist heute nicht mehr ersichtlich, da an seiner Stelle Familienhäuser stehen. Der Schlossgarten erstreckte sich von einem Tor in der Mitte der Rammelburger Dorfstraße bis hin zum Gutshof und seitlich bis zum neuen Rammelburger Friedhof. Er war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und war in der Mitte mit einem großen runden Springbrunnen ausgestattet, um den ringsum Bänke standen und schöne Blumenbeete angelegt waren.1 Am Rand des Gartens standen vier große Gewächshäuser mit einer Mauerbreite von 25 Zentimeter.2 Dort wurde Obst und Gemüse angebaut.3
Erich Träger aus Rammelburg erzählt dazu aus seinen Erinnerungen: „…wie Kinder eben so waren. 1945 hatten wir nichts und als Kind bin ich dann mal über den Zaun gesprungen und habe dort eine Handvoll Erdbeeren geklaut“. Doch wer dabei erwischt wurde, bekam großen Ärger, erzählt Heinz Mohr aus Erzählungen seiner Mutter. Bis 1945 soll der Schlossgarten noch für das Schloss bearbeitet worden sein, doch mit der Bodenreform von 1946 wurde dieser dann in vier Parzellen aufgeteilt, in die Häuser gebaut wurden.4
Vor dem Schlossgarten befand sich außerdem ein Hof, auf dem Feuerspritzen standen sowie Kutschen, Stallungen für die Kutschpferde und die Kutscherwohnung.5
Klippenhäuschen
Klippenhäuschen
Ein weiteres Highlight war ein Pavillon unterhalb des Schlosses auf einem Felsvorsprung auf dem westlichen Schlossberg. Vor dem Südost-Flügel des Schlosses verläuft noch heute der Burgweg in Serpentinen vom Burgberg hinab. Auf halber Höhe führt eine Abzweigung vom Hauptweg entlang der Westseite des Berges zum ehemaligen Standort des Klippenhäuschens.
Dieser Weg war früher gut ersichtlich mit Kies ausgelegt.1 Heute ist er größtenteils zugeschüttet, da die Westseite des Berges über Jahre durch herunter geworfene Koksasche aus den Heizungen zugeschüttet wurde. Eine eigens dafür vorgesehene Koks-Rutsche fertigte die Firma Brunzel aus Wippra an.2
Heinrich Pröhle schreibt in einem Reisebericht von 1863 über das Klippenhäuschen:
„Zwischen der Südseite der Burg und dem Thale erblickten wir mitten am Bergabhange das Klippenhäuschen, das eine herrliche Aussicht ins Wipperthal aufwärts gewährt.“3
Heute ist kein Häuschen mehr an dieser Stelle zu sehen, alleine eine Art Plattform ist ein Überbleibsel. Auf Ansichtskarten, die die Rammelburg unter den von Heimburgs zeigen, ist es auch nicht mehr zu sehen. Man kann somit davon ausgehen, dass das Klippenhäuschen bis ins Ende des 19. Jahrhunderts existierte.
Schlossteich
Schlossteich
Ein Schwanenteich unterhalb der westlichen Seite des Schlossberges wurde von den von Heimburgs angelegt. In einer Zeitschrift von 1937 ist zu lesen: „Der Teich unter dem Burgberg ist noch nicht sehr alt.“1 Der Schwanenteich hatte nebst einem Bootshäuschen auch ein weißes Schwanenhäuschen auf einem Hügel in der Mitte des Teiches.2 Auf alten Postkarten, die um 1900 datiert sind, ist auf der Stelle des Schlossteiches, eine Wiese mit weidenden Rindern zu sehen. Ansichtskarten, die zirka sechs Jahre später datiert sind, zeigen jedoch den Schlossteich. Die Einrichtung des Teiches kann somit zwischen 1900 und 1906 erfolgt sein.
Wasserversorgung
Wasserversorgung in Rammelburg
Die Wasserversorgung des Ortes Rammelburg wurde vor 1980 nicht wie heute durch die Harzer Rappbode-Talsperre gestemmt. Das Wasser wurde aus Quellen eingespeist. Die Hälfte des Ortes, einschließlich des Schlosses, wurden aus Quellen entlang der Hammeltrift versorgt. Ein elektrisches Pumpenhäuschen pumpte das Wasser dann hinauf ins Schloss. Die andere Hälfte des Dorfes wurde aus der Quelle des Sauerbrunnens gespeist, die an der anderen Seite des Dorfes verläuft.1
Interview mit Denkmalschutzbehörde zu Schloss Rammelburg
Interview zur Rammelburg
Schmitt: „Man sollte nie die Hoffnung aufgeben.“
Reinhard Schmitt, Sachgebietsleiter für Bauforschung im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle, erklärt, dass ohne Kontakt zum Eigentümer der Rammelburg auch die Denkmalschutzbehörde keine Handhabe hat, das Schloss vor dem Verfall zu bewahren.
Welche Funktion hat die Denkmalschutzbehörde gegenüber der Rammelburg?
Schmitt: Die Denkmalschutzbehörde ist eine Genehmigungsbehörde. Alles, was zu baulichen Veränderungen an der Rammelburg führen würde, muss von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Sangerhausen in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle genehmigt werden. Hinsichtlich der Rammelburg sind wir in den letzten 15 Jahren nur einmal eingebunden gewesen, da nach unseren Informationen keine Zerstörung oder Veränderung des Denkmals vorlag.
Wem gehört die Rammelburg heute?
Schmitt: Solch eine Frage kann aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht beantwortet werden.
Gehört das Schloss einer Privatperson oder einem Unternehmen?
Schmitt: Nach dem Kenntnisstand der Unteren Denkmalschutzbehörde in Sangerhausen befindet sich das Schloss in Privatbesitz.
Gehört der Schlossberg der gleichen Person?
Schmitt: Nach Auskunft der Unteren Denkmalschutzbehörde besitzt der Schlossbesitzer auch den Schlossberg.
Ist der Besitzer der Rammelburg verpflichtet, deren Verkauf bei der Denkmalschutzbehörde zu melden?
Schmitt: Laut dem § 17 des Denkmalschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt ist der Verkäufer eines Denkmals verpflichtet, bei der Unteren Denkmalschutzbehörde zu melden, wenn es zu einem Eigentümerwechsel kommt. Zudem muss der Alteigentümer den neuen Eigentümer darüber informieren, dass es sich bei dem Kaufobjekt um ein Denkmal handelt, das dem Denkmalschutzgesetz unterliegt. Damit hat der Verkäufer seine Pflicht getan. Was der neue Eigentümer dann macht, ist dessen Sache.
Betreten verboten
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Wann würde die Denkmalschutzbehörde gegen den Besitzer eines Denkmals vorgehen?
Schmitt: Wenn uns ersichtlich ist, dass die Erhaltungspflicht des Denkmals verletzt wurde. Diese ist verletzt, wenn Mängel oder Veränderungen am Objekt auftreten, die den Denkmalwert beeinträchtigen oder die durch unvorhersehbare Ereignisse wie Feuer, Wasser usw. eingetreten sind. Auch bei solchen Mängeln besteht vom Eigentümer gegenüber der Unteren Denkmalschutzbehörde eigentlich eine Meldepflicht.
Und was ist, wenn sich niemand meldet?
Schmitt: Es gibt zwar gesetzliche Meldefristen laut Denkmalschutzgesetz, aber auch da ist es wie überall: Wenn sich niemand meldet, ist Schweigen im Wald. Wir sind leider keine Hellseher und wissen nicht, wann ein Denkmal veräußert oder zerstört wird. Und wenn keine Meldung kommt, kann sich nichts bewegen. Das ist im Normalfall leider so.
Gab es jemals eine Meldung des Schloss-Besitzers gegenüber der Behörde oder Ihrem Amt?
Schmitt: Nicht unaufgefordert.
Wann war die Denkmalschutzbehörde das letzte Mal in der Rammelburg?
Schmitt: Es gab im Jahr 2011 einen Ortstermin. Dabei wurden erste Sicherungsmaßnahmen benannt.
Wurden die erteilten Auflagen vom Besitzer der Rammelburg erfüllt?
Schmitt: Das ist uns nicht bekannt. Weder die Behörde noch das Landesamt waren seitdem nicht noch einmal auf der Rammelburg, da kein Kontakt mit dem Eigentümer möglich war.
Was passiert, wenn auf die erteilten Auflagen von der Besitzer-Seite aus nicht reagiert wird?
Schmitt: Die Besitzer von Denkmälern sind laut § 9 des Denkmalschutzgesetzes dazu verpflichtet, ihre Denkmäler zu erhalten und zu pflegen. Wenn diese Pflicht nicht erfüllt wird, kann die Untere Denkmalschutzbehörde Anordnungen erlassen. Dem Eigentümer werden dann entweder Maßnahmen zum Erhalt des Denkmals auferlegt oder er muss es dulden, dass ein anderer diese Maßnahmen auf seine Kosten durchführt.
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Kann dieser Vor-Ort-Termin im Jahr 2011 ein Hinweis darauf sein, dass das Schloss erneut verkauft wurde?
Schmitt: Ein Ortstermin nach einem Verkauf ist denkbar, z.B. um den neuen Eigentümer kennenzulernen und um herauszufinden, welche Konzepte dieser hat. Aber ob der Ortstermin im Fall der Rammelburg tatsächlich wegen eines Eigentümerwechsels zustande kam, kann ich nicht sagen.
Was würden Sie als Denkmalschutzbehörde machen, wenn Sie zur Rammelburg Zugang hätten?
Schmitt: Wir würden eine Bestandserfassung beauftragen, die z.B. zum Aktualisieren der Grundrisse dient. Es würden auch Holzschutzgutachter beauftragt werden, die das Gebälk auf Schwamm, Pilz, usw. kontrollieren. Ein Statiker würde ein Gutachten anfertigen und ein Restaurator würde das Objekt auf erhaltenswerte Verzierungen untersuchen. Auf Grundlage dieser Informationen würden wir ein baugeschichtliches Gutachten anfertigen. Darauf aufbauend kann dann festgelegt werden, welche Veränderungen am Denkmal genehmigt werden können und welche nicht und welche Mängel zu beseitigen sind. All diese Leistungen muss der Eigentümer finanziell übernehmen.
Wie viel würde eine Sanierung kosten?
Schmitt: Was eine Sanierung kosten würde, wissen wir nicht.
Wäre es billiger, das Schloss abzureißen?
Schmitt: Auch das wissen wir nicht. Theoretisch würde ein Abriss auch in die Millionen gehen, allein durch die Entsorgungskosten. Aber solch eine Frage steht niemals im Raum, denn ein Abriss kommt bei solch einem Objekt überhaupt nicht in Frage. Denkmäler kann man zwar abreißen, wenn sie eine öffentliche Gefährdung darstellen, aber Schlösser wurden – abgesehen von den Ereignissen nach 1945 (Berlin, Potsdam, Braunschweig) – noch nie abgerissen.
Wieso verfallen die alten Schlösser, Herrenhäuser usw. heutzutage? In vergangenen Tagen konnte diese doch auch unterhalten werden?
Schmitt: Das Problem an diesen großen Objekten ist, dass früher das Umland des Objekts dieses wirtschaftlich getragen hat, z.B. der Gutshof. Heutzutage ist das nicht mehr so. Deswegen sind auch viele Immobilien für Alteigentümer unattraktiv geworden, denn die Objekte müssen mit viel Geld erhalten werden, bringen aber in den meisten Fällen nichts ein. Man braucht so Investoren mit viel Geld, die das Objekt als Immobilie kaufen und sanieren. Doch oft wird mit diesen Objekten von Immobilienhaien nur spekuliert; das kann gut aber auch oft schlecht ausgehen. Neben der Rammelburg ist auch Schloss Seeburg solch ein Beispiel. Von drei Teileigentümern hat nur einer saniert, sodass zwei Drittel des Schlosses immer noch leerstehen.
Gibt es positive Ausgänge eines privaten Kaufs eines denkmalgeschützten Schlosses?
Schmitt: Ja, die gibt es. Ein gutes Beispiel ist Schloss Frankleben, das sich 2007 noch in einem sehr schlechten Bauzustand befand. Es wurde von einem Privatmann gekauft und bis 2013 saniert. Heute wird das Schloss für Veranstaltungen und als Pension genutzt.1
Ein etwas anderes positives Beispiel ist Schloss Harbke in der Börde. Es lag zu DDR-Zeiten im unmittelbaren Grenzbereich bei Marienborn. Dadurch brauchte es keiner und es zerfiel bis die Mauern einstürzten. Diese Ruine wurde durch Arbeitseinsätze der Harbker Bürger beräumt und gesichert. Dabei wurden Werksteine, Kapitelle und Säulen sichergestellt und so vor dem Verfall bewahrt. Rundherum wurden die Parkanlagen gepflegt und sind für Besucher zugänglich. Der Grundstein für eine bessere Zukunft wurde so durch engagierte Bürger gelegt.2 Man sollte nie die Hoffnung aufgeben.
Schlossweg
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Reportage: Wer ist heute der Besitzer der Rammelburg?
Auf der Rammelburg sind die Rammler los
Pleiten, Pech und komische Personen kleben seit 1995 an Schloss Rammelburg. Und die Leidensgeschichte der steinernen Schönheit im Wippertal nimmt kein Ende.
Von Jessica Zanner
Versteigerungen des Schlosses
Auf seiner Harztour im Sommer 1995 trifft der reisefreudige Martin Wittram einen Pfleger an der Toreinfahrt des Schlosses Rammelburg, das zu jener Zeit eine Rehabilitationsklinik für Jugendliche mit Behinderung ist.1 Martin Wittram ist erstaunt über das schöne Schloss und wird prompt beim Fotografieren des bunt bepflanzten Schlosshofes erwischt:
Doch was folgt, ist keine Standpauke, sondern die traurige Erzählung eines Pflegers namens Thomas, der seinem Ärger Luft macht: Das schöne Schloss wird zugemacht. Dringendes Geld zum Restaurieren sei weder zu DDR-Zeiten noch jetzt für die Rammelburg verfügbar. Doch sobald sich ein Finanzier finde, soll alles privatisiert werden: Ein Luxus-Hotel und ein Fortbildungsseminar für verdiente Beamte sei im Schloss geplant. Dann ist auch für die Belegschaft hier Schluss. – Das war ein halbes Jahr bevor im belebten Schloss endgültig Ruhe einkehrte. Die Menschen mit Behinderung zogen Ende 1995 in eine andere Immobilie und das sanierungsbedürftige Schloss wurde auf seinem Berg nach so vielen Jahren alleingelassen.
Es gibt zu dieser Zeit nur einen Burgwächter aus Rammelburg, der hin und wieder die feuchten Gemäuer des Schlosses lüftet, die Polizei ruft, um Einbrüche anzuzeigen und eingeworfene Fensterscheiben provisorisch abzudichten. Nach einem Rohrbruch, der das Schloss im Winter gut wässerte, investiert das Sozialministerium Sachsen-Anhalt ein letztes Mal in die Rammelburg, um einen Verkauf zu fördern. Es wird angefangen das Dach des Haupthauses mit Schiefern einzudecken und Schwamm und Salpeter zu beseitigen. Zu dieser Zeit wird der Sanierungsbedarf laut der CDU-Landtagsabgeordneten Petra Wernicke bereits auf dreißig bis vierzig Millionen D-Mark geschätzt.2 Das war vor mehr als 15 Jahren.
Die dringenden Sanierungsarbeiten stoppten 1996 als von Thurn und Taxis einen Anspruch auf Rückerwerb der Rammelburg geltend machten. Sie wurden im Zuge der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und die Rammelburg wurde konfisziert. Die Zeit des Leerstands und die fehlende Sanierung zog sich so bis der Rücknahmeantrag von Thurn und Taxis 1997 abgewiesen wurde. – Die Chance einer royalen Zukunft war vertan.
Nachdem die Kirche in Bad Frankenhausen ein besonderes Baugerüst bereit gestellt hatte, um die Reparatur des tropfenden Daches der Rammelburg zu unterstützen, kann sie 1998 mit schönem Schieferdach veräußert werden. Neue Hoffnung: Ein Berliner Kunsthändler ersteigerte das Schloss und plante die Einrichtung von Galerien und Konzertsälen. Auch die Schlosskapelle sollte für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. – Er trat aus unbekannten Gründen vom Kauf zurück. Zwei Jahre später kam es zu einer erneuten Versteigerung der Rammelburg in Berlin. Den Zuschlag erhielt die Immobiliengesellschaft Escande Concept GmbH aus Leipzig bei 740.000 D-Mark. Das passende Konzept (oder Klienten) haben sie für die Rammelburg jedoch nie gehabt. Ein Blick ins Handelsregister verrät, dass diese Firma längst Geschichte ist. Und dennoch wird ein Teil dieses Unternehmens nicht mehr aus der Ortsgeschichte weichen: der Hasenmann. Er scheint Teil der Escande Concept GmbH gewesen zu sein und residierte immer mal wieder auf der Rammelburg.
Die Rammler auf Schloss Rammelburg
Käfig
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Ob den Hasenmann der Name des Schlosses dazu inspirierte, seine Rammler dort unterzubringen? Erich Träger war bis 2010 Burgwächter. Auch für den Hasenmann. Er fütterte seine Kaninchen, wenn der Burgherr nicht zugegen war. Die Rammelburgerin Gertrud Brückner berichtet schmunzelnd über den Burgherrn: „Er hat immer nett gegrüßt, war adrett gekleidet und war tierlieb. Kaninchen und Katzen hatten es ihm besonders angetan“. Erich Träger ergänzt eine für ihn unvergessliche Szene: „Die Katzen haben gehört wie Hunde. Wenn er den Schlossberg runter ging, gingen die Katzen hinterher und wenn ein Fremder gekommen ist, machten sie auf die Bäume hoch. Den Hasen musste er auch nicht an die Leine nehmen. Der kam den ganzen Weg immer hinter ihm her“. Auch im Gasthaus „Wippraer Hof“ ist er kein Unbekannter (wer ist das schon, der mit seinem Kaninchen an der Leine in ein Restaurant geht). Der Wippraer Siegfried Hahn berichtet über einen Abend, an dem er den Hasenmann dort traf. Er hat ihn auf seine Armee-Stiefel angesprochen, die nicht zu seinem Anzug passten. Darauf entgegnete er, dass seine Kaninchen alle Schuhe zerfressen haben und die Armeestiefel die letzte Alternative seien. Weiterhin gab es an diesem Abend einen Streit darüber, dass einer seiner Rammler, der zeitweise bei einem Wippraer untergebracht war, Junge gezeugt hatte, die (zu seinem Unmut) zu Braten verarbeitet wurden.
Ein Konzept hatte der Hasenmann anfangs auch für das Schloss, das er damals Erich Träger verriet: Er wollte rund um das Schloss, das bekanntlich auf einem Berg steht und deswegen von Hängen umgeben ist, Schutt auffüllen, damit mehr Platz ringsum das Schloss geschaffen wird. Der Bauschutt-Erde-Mischschrott liegt noch heute vor dem Schloss und wird wohl ein Fall für die Gemeinde werden. Seit 2010 wurde der Hasenmann nicht mehr gesehen.
Heutige Besitzverhältnisse
Auf Nachfrage bei der Denkmalschutzbehörde stellt sich heraus, dass diese das letzte Mal 2011 in der Rammelburg gewesen ist. Da bekannt ist, dass der Hasenmann keinen Menschen jemals ins Schloss gelassen hat, ist es verwunderlich, dass es zu diesem Vor-Ort-Termin gekommen ist. Es könnte auf einen Verkauf hindeuten, denn ein neuer Besitzer eines Denkmals hat seine Anzeigepflicht bei der Denkmalschutzbehörde wahrzunehmen. Auch die Recherchen der Mitteldeutschen Zeitung unterstützen diese Theorie: Ein Düsseldorfer Zahnarzt soll der Schlossbesitzer sein. Diese Sachlage ist jedoch genauso zukunftslos, wie die Situation des Schlosses seit 1995. Denn der Zahnarzt soll seinen Wohnort nach England verlagert haben – und pleite ist er auch.3 Sein Insolvenzverwalter in Düsseldorf ist nun daran interessiert, die Rammelburg wieder zu veräußern – jedoch nur an Käufern mit einem Konzept. Besitzer, die das Schloss als Kulturgut erhalten und den Denkmalschutz berücksichtigen, wie er gegenüber der MZ erklärt.
Ein Lichtblick? Nur wenn der Käufer darüber hinwegsehen kann, dass das Schloss im Grundbuch mit einer Hypothek in Höhe von zwei Millionen Euro belastet ist4 und der Sanierungsbedarf von Tag zu Tag weiter in Millionenhöhen schnellt. Erich Träger berichtet vom maroden Uhrenturm mit kaputtem Dach, der einen Aufzug der Uhren nur unter Lebensgefahr zulässt, einem abknickenden Balkon durch faulige Stützbalken und bröckeligem Sandstein, der die große Terrasse im Westen abrutschen lässt, „und das ist noch längst nicht alles“.
Noch heute rufen monatlich mindestens zwei Leute beim Burgwächter an, die in die Rammelburg wollen. Das geht natürlich nicht. Aber es zeigt, dass großes Interesse und Neugierde für das verlassene Denkmal besteht. Doch finanzkräftigen Investoren sind darunter nicht. Vielleicht wäre es eine Lösung, die Rammelburg im arabischen Raum bekannt zu machen. Reiche Scheichs wissen die Wälder und den Schnee im Winter sicher mehr zu schätzen als unsereiner.
Belagerung 1554
Belagerung der Rammelburg 1554
Einmal in der Geschichte der Rammelburg wurde diese belagert. Im Juli 1554 wurde versucht von Herzog Heinrich von Braunschweig die Rammelburg zu erstürmen.1 Grund war ein Racheakt von diesem gegenüber Graf Albrecht von Mansfeld (damaliger Besitzer der Rammelburg). Die Burg sei zu dieser Zeit keine standhafte Festung gewesen.2 3 Doch unter der Leitung des Hauptmanns George von Zehmen, einen Vestendiger von Adel, und Thomas Burckhard, einen Eislebener Goldschmied und geübten Kriegsmann, rüsteten sich 30 Landsknechte und 30 Bauern aus Rammelburg zum Widerstand.4
Sie verrammelten das Tor der Burg und erschossen eine Handvoll Belagerer.5 6 7 Der Rest der Belagerer zog sich in das Vorwerk zurück, den Gutshof.1 9 Dort zündeten die Belagerer Mist an und versuchten damit die Rammelburg „auszuräuchern“.10 Der Mist glimmte und entwickelte eine große Menge Rauch, doch die Keller des Schlosses waren groß genug, sodass sich die Verteidiger darin zurückziehen konnten.11 Um ein Blutvergießen zu vermeiden, erfolgten bald darauf Verhandlungen der Streithähne, in dessen Ergebnis die Belagerung aufgegeben wurde.12 13 Dennoch kam es zu einem Schaden für Rammelburg, da Vieh, Pferd und Wagen und aller Vorrat von dem Kriegsvolk geplündert bzw. zerschlagen wurde.14 15 Besonders das arme Volk und die Pfarrhäuser hatte darunter zu leiden.16