Papiermühle
Die Papiermühlen des holzreichen Unterharzes, die kostbares Büttenpapier herstellten, gehörten mit dem Aufkommen moderner Walzenstühle seit Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts der Vergangenheit an.1 Auch unterhalb des Schlosses Rammelburg lag im Tal an der Wipper, neben dem Schlossteich die Rammelburger Papiermühle zur Herstellung von Papier für das Amt Rammelburg.2 Man erreichte sie über eine Brücke, die vom Fuße des Schlossberges über die Wipper hin zur Mühle führte. Der Schriftsteller Julius Bernhard von Rohr beschreibt es 1736 so:
„Unter dem Schlosse erblickt man einen angenehmen Thal, durch welchen die Wipper fließt; die unterschiedene Mühlen treibt.“3
Die Papiermühle wurde 1695 mit einem so genannten „Holländer Wehr“ und Schleusen erbaut und bis 1872 von der Familie Illiger betrieben.4 Danach wurde sie vom Gutsherrn als modernere Papierfabrik umgebaut, wovon ein hoch empor ragender Schornstein zeugte.5 1937 liest man über diese Mühle nur noch Folgendes:
„Zur Linken liegt ein Häuserblock, dessen Mauern schon recht verwettert sind. Es ist die Papiermühle, die 1695 erbaut wurde. Sie wird schon lange nicht mehr betrieben“6
Die Papiermühle wurde 1906 stillgelegt, da sie mit der industrialisierten Papierherstellung nicht mehr mithalten konnte. Im Zuge der Stilllegung wurde auch der imposante, hohe Schornstein abgerissen.7
Erich Träger erzählt, dass nach 1945 in der Papiermühle Familien gewohnt haben und es daneben Wiesenfläche für Schafe gab. Zudem waren Gärten angelegt, die teilweise von den Ärzten der Tbc-Heilstätte gepachtet wurden. Die Patienten sollen oft darum gebeten haben, in diesen Gärten aushelfen zu können, um so etwas Abwechslung vom Klinikalltag zu bekommen. „So sah man immer mal Patienten Erdbeeren ernten“, erzählt Träger.
Zu DDR-Zeiten verfiel die Papiermühle immer mehr, bis sie abgerissen wurde. Auf dem Gelände wurde dann von einer Gerbstedter Firma ein Ferienlager errichtet.8 Heute zeugt nichts mehr von der ehemaligen Papiermühle im Wippertal. Auch von der Anfang des 18. Jahrhunderts angelegten Schneidemühle oberhalb der Papiermühle, an deren Stelle früher ein Gasthof stand, gibt es keine Überreste.9 Alles wurde samt Brücke mittlererweile vom Hochwasser davon geschwemmt.
-> siehe auch: Volkssage: „Der Schatz in der Rammelburger Mühle“