Aussehen des Schlosses Anfang des 18. Jahrhunderts
1708 beschwerte sich Graf Johann Georg von Mansfeld über zu hohe Kosten zur Wiedereinlösung seiner verpfändeten Rammelburg. Die Kosten seien für Einreißungen und Höherbauten angefallen sowie für ein neues und kostbares Hauptgebäude. An der Stelle dieses neuen Gebäudes soll zuvor kein anderes Gebäude gestanden haben.1 Es kann spekuliert werden, dass es sich dabei um eine kostspielige Erweiterung des Südwestflügels handelte.2
Das neue Hauptgebäude
Auffällig ist, dass der Südwestflügel als „neues Hauptgebäude“ benannt wurde und das eigentliche Hauptgebäude früher ein anderes Gebäude war.3 Diesen Sachverhalt bekräftigt die Tatsache, dass im Inventar von 1758 der Südflügel als altes Haus – das eigentliche „Schloß“, angesehen wird.4 Die Funktion eines Hauptwohngebäudes im Südwestflügel des Schlosses schien also 1758 noch relativ neu gewesen zu sein. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich das Hauptwohngebäude, also das eigentliche Schloss, davor an der Stelle des Südflügels befunden hat (nebst Kirche und Küche).5
Grundriss des Schlosses von 1758
1736 lobte der Schriftsteller Julius Bernhard von Rohr die ansehnliche Erscheinung des Schlosses so:
„Das Schloß liegt auf einem sehr hohen Felsen, ist ein prächtig und schön Gebäude, vier Stockwerk hoch, auch noch so ziemlich regulair erbauet, und übertrifft manche Fürstliche Schlösser in Teutschland an Ansehen.“6
Kurz darauf wird die Rammelburg jedoch umfassend umgebaut. Die Baupläne des Architekten Johann Georg Bluhme vom 7. Dezember 1758 zeigen, wie dieser das Schloss unter Freiherr von Friesen verändern sollte (zu allen Baumaßnahmen, die auf den Grundrissen vermerkt wurden, ist es nicht gekommen.7 Das folgende Video zeigt den Grundriss und beschreibt die Raumnutzung der Rammelburg von 1758:
Hintergrundmusik: Podington Bear „Gentle Chase“ (CC BY-NC-SA 3.0), Veränderung: Geschwindigkeit um 20% reduziert.
Vermerke auf dem Grundriss von 1758
(eigene Vermerke auf Grundriss von 1758 (© Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg mit Außenstelle Wernigerode)
Folgende Informationen zum Umbau der Rammelburg sind auf dem Grundriss von 1758 notiert:
„Plan Sub Lit A.
Situation derer sämtlicher Gebäude nach ihrer Abtheilung auf Schlosse zu Rammelburg.
A B C D das Haupt Gebäude des Schlosses zu Rammelburg
C D E F der an das Schloss nachhero angebaute neue Flügel
G H I die an die Seite des Thurms angebaute Hoff Küche
a b e f g h, altes Flügelgebäude, das bis c d erweitert wird
f g i k l m, altes Winkel Gebäude, so bei vorhabenden Bau zu Erweiterung des Hoffes gäntzlich eingehen solle
1 2 3 4 alter achteckigter Thurm, weilcher bey Ausführung des neuen Gebäudes abgetragen werden muss
5 6 7 8 nachherige aufgebauete Seiten, Gebäude so auf der äußeren Seite auf die Ringmauer des Schlosses gesetzt worden
8 9 10 11 anderweitige Flügel so auf gleiche Weise von außen auf die Ringmauer gesetzt worden
12 13 14 15 Das ohnlängst neu angelegte Kornhaus, welches par terre mit Pferdte Ställen versehen worden
a b c d Das nunmehro vorhabende neue Seiten Gebäude mit 3 Etagen versehen, von welchen die Risse sub Lit. B et C mit beygefüget worden“
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